Küste Irlands

Mein Schüleraustausch in Irland

Ich bin stolz, dass ich die 4 Monate in einem fremden Land verbracht habe. Ich hatte eine großartige Zeit, habe viele spannende Leute kennengelernt, mein Englisch verbessert und bin selbstbewusster geworden und würde jedem einen Auslandsaufenthalt empfehlen!

Hallo, mein Name ist Piet. Ich war für vier Monate in Irland und hatte eine sehr schöne Zeit. Die Idee eines Auslandsaufenthalts kam durch meine Schwester. Als sie in meinem Alter war, war sie für drei Monate in Frankreich. Frankreich reizte mich nicht so, da ich auf jeden Fall in den englischsprachigen Raum wollte. Meine Eltern wollten, dass ich in Europa bleibe. Daraufhin habe ich diese Option entdeckt und damit die Möglichkeit wahrgenommen, nach Irland zu gehen. Meine Eltern bestärkten mich darin, diese Organisation zu wählen, weil man sich zusätzlich sozial engagieren konnte. Das Vorbereitungsseminar in Wiesbaden war sehr informativ und hat mich gut auf die Zeit in Irland vorbereitet. Ich habe dort nette Leute kennengelernt und hatte viel Spaß. Dass meine Zimmernachbarn leider nicht nach Irland gingen, fand ich etwas schade. Als ich nach Hause kam, wurde mir klar: „jetzt wird’s ernst“. Inzwischen hatte ich erfahren, dass ich nicht - meinem Wunsch entsprechend - in einer Familie auf dem Land platziert wurde. Stattdessen sollte ich zu einer alleinstehenden älteren Dame in einen Vorort von Cork kommen. Plötzlich bekam ich kalte Füße. Zuhause habe ich es so schön, dass ich gar keinen plausiblen Grund mehr gefunden habe, warum ich weggehen sollte. Hinzu kam die Sorge, dass ich mich dort möglicherweise einsam fühlen würde. Dann kam der Tag der Abreise. Ich war sehr aufgeregt und neugierig, hatte im selben Moment aber auch riesige Zweifel, ob so ein Auslandsaufenthalt tatsächlich das Richtige für mich ist. Hinzu kam, dass es mein allererster Flug war und ich die Mitreisenden nur oberflächlich kannte, durch das Seminar in Wiesbaden.

Küste Irlands

Ich bin gut angekommen, war aber sehr müde und erschöpft. Die ersten Tage sind natürlich das Schwierigste: man ist in einem fremden Land, kennt keine Leute und spricht die Sprache nicht so gut. In diesen ersten Tagen hat mir „meine Gast-Oma“ aber geholfen. Sie war ganz herzlich zu mir und hat mich immer gefragt, ob ich etwas brauche. Das Gefühl, dass ich hier nicht hergehöre, hat sie mir ganz schnell genommen. Außerdem war noch ein spanischer Austauschschüler im Haus. Er war sehr nett und lustig. In den ersten Tagen durfte ich sogar zwei Ausflüge gemeinsam mit seinen spanischen Freunden mit machen. Fast jeden Tag kamen die netten, gleichaltrigen Enkel meiner Gast-Oma vorbei. Wenn ich Glück hatte, haben sie sogar ihren aufgedrehten Tommy mitgebracht – einen kleinen wilden Malteser-Hund.

Die Kochkünste meiner Gast-Oma hielten sich in Grenzen. Sie beschränkten sich auf Burger, Tiefkühl-Pizza und Hot Dogs, gelegentlich auch mal ein leckeres Curry. Anfangs fand ich das recht cool, aber dann fehlte mir doch der „gesunde Einschlag“, den ich von zu Hause gewohnt war.  Ich habe mich mit meiner Gast-Oma super verstanden. Sie war sehr direkt, aber dabei herzlich und humorvoll. Sie hat mir viele Freiheiten gelassen und mir vertraut. Dennoch fühlte ich mich gut behütet und konnte mit Problemen zu ihr kommen. Auch wenn wir nicht viel zusammen unternommen haben, hatte ich dennoch jeden Monat mindestens ein schönes Erlebnis, da ich mich bei allen Ausflügen von meiner Organisation angemeldet hatte. Am beeindruckendsten fand ich das Whale Watching. 

Whale Watching

Durch diese Ausflüge habe ich auch eine feste Freundesgruppe gewonnen, zu denen ich immer noch den Kontakt halte. Mit ihnen habe ich selbständig Ausflüge zum Meer gemacht, Fußball gespielt, bin oft mit ihnen in die Stadt gefahren und lecker essen gegangen.

Apropos fahren:  Busse in Irland… da fällt mir nicht viel zu ein außer, dass man sich nicht auf die Busse verlassen sollte. Die kommen, wie sie wollen. Manchmal war es witzig, weil es so absurd war. Aber wenn es geregnet hat und man über eine Stunde warten musste, konnte es echt frustrierend werden.

Die Küstenlinie war sehr schön. Ich habe in meinem Leben noch nie so grünes Gras gesehen. Ein paar Kilometer von meiner Wohnung entfernt war ein Park, in dem ich gerne joggen gegangen bin.

Auf meinem Weg zur Schule habe ich jeden Tag viel von der Umgebung von Cork gesehen, da ich ca. 1 Stunde mit dem Bus fahren musste.

Die meisten Lehrer waren supernett und entspannter als in Deutschland. Das Unterrichtsprinzip war aber anders als an meiner deutschen Schule. Es gab keine mündlichen Noten. Der Lehrer stand vorne und hat Sachen angeschrieben und die Schüler sollten einfach nur abschreiben. Für mich als deutschen Austauschschüler hatte das zur Folge, dass ich fast alles zuhause alleine lernen musste. Die Fächer waren im Großen und Ganzen die gleichen wie in Deutschland, nur, dass die Inhalte meiner Meinung nach etwas leichter waren. Besonders interessant fand ich das Fach Geschichte, weil wir uns ausschließlich mit der irischen Geschichte beschäftigt haben, die ich noch nicht kannte. Am Ende meines Aufenthalts kamen die Abschlussklausuren, die ich mitgeschrieben habe. Eine Bewertung darauf bekam ich aber nicht. 

Anfangs musste ich mich an ein paar irische Ausdrücke und die Aussprache gewöhnen, aber ich konnte mich immer recht gut verständigen. Der Kontakt zu meinen irischen Mitschülern (ich war auf einer reinen Jungenschule) war weniger intensiv. Es war leichter für mich, mit den anderen „Internationals“ in Kontakt zu treten. Somit lernte ich vor allem Italiener, Spanier, Tschechen und Deutsche kennen. 

 Ich habe die Möglichkeit wahrgenommen mich sozial in einer Suppenküche in Cork zu engagieren. Die Leute dort waren unglaublich nett und haben mich gut eingebunden. 

Die Zeit in Irland ging erstaunlich schnell vorbei. Mit Heimweh hatte ich nur am ersten Abend zu kämpfen. Meine Eltern und meine Schwester haben mich immer darin bestärkt, selbst aktiv zu werden, Freunde zu gewinnen und mir Erlebnisse vor Ort zu schaffen. Das hat gut funktioniert und daher fühlte ich mich auch die ganze Zeit über wohl. In den letzten beiden Wochen stieg dann doch die Vorfreude auf zu Hause, auf meine Familie und meine Freunde. Der Abschied von Irland fiel mir also nicht so schwer. Ich hatte eine großartige Zeit, habe viele spannende Leute kennengelernt, mein Englisch verbessert und bin selbstbewusster geworden.

Ich bin stolz, dass ich die 4 Monate in einem fremden Land ohne meine Familie verbracht habe. Ich würde jedem einen Auslandsaufenthalt empfehlen. Die Betreuung war durchgehend gut, freundlich und verlässlich. Es ist vermutlich normal, dass man auch mal mentale Tiefphasen hat. Man darf sich an diesen aber nicht zu lange aufhalten und muss nach vorne blicken und die positiven Dinge sehen. Für mich waren das vor allem die neu gewonnenen Freunde, das Kennenlernen eines anderen Schulsystems, der Humor der Iren, die Ausflüge an die Küste und das Gefühl, jeden Tag etwas Neues zu entdecken. 

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