Mein Schüleraustausch in Chile
Malwine | |
2015/16 |
Wenn du das liest und du dir noch unschlüssig bist, ob du ein Austauschjahr machen solltest, kann ich dir nur sagen: Trau dich! Es lohnt sich und prägt einen fürs Leben. Neue Menschen, Kulturen und Erfahrungen lernt man so intensiv nur selten kennen. Viele Ängste, die ich hatte, haben sich gar nicht bestätigt.
Ein guter Freund von mir lächelt mich neben seinem Truck stehend an und begrüßt mich mit einer langen Umarmung. Dann geht es zunächst über die carretera (Autobahn) und holprige Straßen vorbei an Weinbau-Feldern und Ständen mit den leckersten Wassermelonen. Ich bin wieder zu Hause. So hat sich das angefühlt, als ich 6 Jahren nach meinem Austausch wieder in Chile ankam. Genauer gesagt in Paine, einem kleinen Ort, eine Stunde südlich von der Hauptstadt Santiago. Hier bin ich 2015/16 für 11 Monate zur Schule gegangen.
Schule auf der anderen Seite der Welt
Einige meiner besten Erinnerungen habe ich tatsächlich an die Schule. Wir hatten immer relativ lange Schule, meistens von 8 bis 17 Uhr. Dadurch hat die Schule aber auch einen höheren Stellenwert eingenommen und wurde zum Freizeitort. Mittags haben wir auf dem Schulhof gegessen. Dafür habe ich von zu Hause Essen mitbekommen und konnte das in einer der Mikrowellen in der Mensa aufwärmen. In den Pausen haben wir Musik gemacht und an den Wochenenden hat man sich in der Schule getroffen, um Zumba zu tanzen oder Fußball zu spielen. Meine Schule war relativ klein und die Klassengemeinschaft stark. Alle haben mich sehr herzlich aufgenommen und so war ich an meinem ersten Wochenende bereits bei einer von vielen weiteren Übernachtungen mit den Mädchen der Klasse, wovon einige meine engen Freundinnen wurden. Ich wurde generell, trotz meiner zunächst geringen Spanischkenntnisse, direkt in den Schulalltag integriert und habe an verschiedenen Projekten, wie Theaterstücken oder Präsentationen, teilgenommen. Dadurch haben sich meine Spanischkenntnisse schnell verbessert und ich konnte innerhalb einiger Wochen mit mehr als nur Händen und Füßen an Gesprächen teilhaben.
Fiestas, Asados und Cueca
Zum Nationalfeiertag am 18. September hat mir meine Klasse Cueca (den Nationaltanz) beigebracht. Ich habe mir mit meiner Gastmutter ein traditionelles Kleid (vestido de huasa) in der Stadt ausgeliehen, welches ich zum großen Schulevent getragen habe. Generell war in der Woche um den 18. September die ganze Stadt unterwegs und es wurde eine Woche lang gefeiert und getanzt. Natürlich durften die Asados (Barbecue) nicht fehlen. In meiner Familie hatten wir einen kleinen Schuppen im Garten, wo wir oft die Familie oder Freunde einluden und zusammen gegrillt haben. So war fast jedes Wochenende etwas los.
Weihnachten auf einem Vulkan
Da Chile auf der Südhalbkugel liegt, findet Weihnachten im Sommer statt. Das war erstmal ganz ungewöhnlich und hat sich gar nicht richtig nach Weihnachten angefühlt, dazu kam dann auch noch etwas Heimweh. Ich war mit meiner Gastfamilie deren Familie im Süden des Landes besuchen. Am Weihnachtstag sind wir mit der Familie hoch zum Vulkan Villarica, von wo aus man einen tollen Blick auf die Umgebung hat. Eine paar Kilometer den Vulkan hoch habe ich Schnee entdeckt. Da meine Gastcousins mir eine Freude machen und wir alle etwas Winter erleben wollten sind wir in einer kleinen Gruppe dort hoch gewandert. Es war ein verrücktes Erlebnis an Weihnachten morgens im Pool zu schwimmen und abends im Schnee zu liegen. Das macht die chilenische Landschaft so besonders. Das Weihnachtsfest wurde, auch wenn ich mir das am Anfang gar nicht richtig vorstellen konnte, zu einem meiner schönsten Weihnachten bisher.
Trau dich!
Wenn du das liest und du dir noch unschlüssig bist, ob du ein Austauschjahr machen solltest, kann ich dir nur sagen: Trau dich! Es lohnt sich und prägt einen fürs Leben. Neue Menschen, Kulturen und Erfahrungen lernt man so intensiv nur selten kennen. Viele Ängste, die ich hatte, haben sich gar nicht bestätigt. Ich bin zwischen der 10. und 11. Klasse gegangen und kam also bei meiner Rückkehr in eine neue Stufe. Ich hatte Sorge eventuell keinen Anschluss zu finden oder meine alten Freunde zu verlieren. Im Nachhinein fand ich das aber gar nicht schlimm. So habe ich neue Menschen kennengelernt und trotzdem noch Kontakt zu den Freunden der alten Stufe gehabt. Ich war außerdem immer eher schüchtern und zurückhaltend, aber bin in dem Jahr über mich herausgewachsen und habe mein Selbstvertrauen ausgebaut. Ich habe Freundschaften fürs Leben geschlossen und so viele Erkenntnisse dazugewonnen, die sich immer noch, 6 Jahre später, nach und nach zeigen.